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Verena Stauffer: Kiki Beach. Liebesgedichte
Verena Stauffer: Kiki Beach. Liebesgedichte
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Sie zerspringen ins Leuchten, laufen über Licht
DAS BUCH
Verena Stauffer erfindet das Liebesgedicht neu. Kiki Beach entführt in eine Welt von Annäherung und Begehren. Virtuelles Erleben, KI und Wirklichkeit verschwimmen, alles fließt ineinander und über in eine neue Offenheit. Von den Gedichten „Kinky Bitch“ bis „Kiki Beach“ befindet man sich auf einer Reise durch tatsächliches Erleben und sich öffnende digitale Welten. Während die reale Gegenwart sich zusehends verfinstert, wird in der digitalen nach Erleuchtung gesucht. Die politischen Krisen der Gegenwart treffen auf die Klimakrise. Sie schneiden ein. Massive gesellschaftliche Umwälzungen passieren. Verena Stauffers poetisches Credo ist es, in dieser Grausamkeit der Veränderungen kleine, schöne, verwunderliche, lustvolle oder schmerzhafte Begegnungen zu lichten und diese zu schattigen Schätzen zu schreiben. Wir Menschen bewegen uns als Individuen und als Gesellschaft in einem verwundeten Licht. Diese verwundeten Umwelten schreiben sich in Leben und Lieben der Menschen ein. Die Umwelten sind freilich auch Palmengärten vor den Fenstern, echte und künstliche, berührbare und auch solche auf Screens. Die Palmen auf den Screens sind auch schön. Die Palmen am Strand auch, vor allem die am Kiki Beach.
STIMMEN ZU VERENA STAUFFER
Mit Verena Stauffer geht der manuskripte-Förderungspreis an eine der außergewöhnlichsten Stimmen der österreichischen Gegenwartslyrik. In ihrer ebenso unverbrauchten wie unverwechselbaren Bildsprache verbindet sich Lebenserfahrung mit jugendlichem Freiheitsdrang – Stauffers Texte scheuen vor den „scharfen Schmerzen“, die ein umfassender Blick auf Glanz und Elend der menschlichen Existenz mit sich bringt, nicht zurück ... Neben ihrer formalen Bandbreite ist auch die Unvorhersagbarkeit dieser Texte faszinierend. Nie weiß man beim Lesen, was auf der nächsten Seite, ja, im nächsten Vers, auf einen zukommt. Und immer wieder trifft es ins Schwarze. Ins Herz.
— aus der Jury-Begründung von Alfred Kolleritsch und Andreas Unterweger
Ein erstaunliches, tragweites, enzyklopisches Gedichtbuch, ein wahrer Hirnschmaus, ein gefundenes Fressen für Analyse und Interpretation, nicht zuletzt mit ernstzunehmendem Anspruch auf einen verdienten Platz im Haltbarsten.
— Jürgen Brôcan, fixpoetry.com
Verena Stauffer nimmt in ihrer Generation eine einzigartige Position ein, sie ist eine gelehrte Dichterin mit poetischer Kraft und Fantasie. Nun hat sie einen wunderbaren neuen Lyrikband vorgelegt.
— Anton Thuswaldner, Die Furche
DIE AUTORIN
Verena Stauffer, geboren 1978 in Kirchdorf an der Krems, aufgewachsen im oberösterreichischen Molln, studierte Philosophie an der Universität Wien, wo sie bis heute lebt. Als Max-Kade-Stipendiatin erhielt sie 2021 eine Gastprofessur für „creative writing“ am Liberal Arts College Allegheny, USA. Ihr Gedichtband Ousia, kookbooks 2020, war für den österreichischen Buchpreis nominiert. Zuletzt erschien Geschlossene
Gesellschaft, Frankfurter Verlagsanstalt 2021.
LESEPROBE
Stationary for You
Keiner der beiden weiß, was zu tun ist
Er, 1682,58 Kilometer Luftlinie entfernt
Und sie, lachend, weinend
Weiß es auch nicht. Der Trick ist
Die Hand nach dem Mond auszustrecken
Unbemalt die Tür zur Raumstation, Schutt
Stationary for you, ein Saal in Blau und Gold
Schwarze Flügel. Zwei, nah aneinander
Spiegelglanz, sind echt viel bespielt, wie Tasten
Was ist jetzt ein Naturgedicht? Fragt Boland
Die Hand nach dem Mond zu strecken
So lange, bis man ihn berührt
Um ihn dann festzuhalten, den Mond
Nicht mehr loszulassen. Das ist der Trick
Der Trick ist die erste Einfühlung in den Wunsch
Einen Wunsch haben. Ihn formulieren
Auf ihn zugehen. Ihn im Anblick der Sternschnuppe
Genau dann, wenn sie den Mond quert
Zufällig, als sie den Mond gerade filmt
Genau dann den Wunsch im Detail ausformulieren
In religiöser Symbolik steht die Ferne des Raums für die Zeit
Der Wunsch erfüllt sich, wenn die Hand den Mond erreicht
Die Sternschnuppe glüht in eine ferne Zukunft
In der sich die Einfühlung erfüllt. Wie es sein wird
Wenn er zu ihr gekommen ist. Beider Ankunft
Ein Saal schließt ein und aus, erwidert Hall
Er ist das All, dessen weite Schwingen
Möglichkeiten sich niederzulassen öffnen und heben
Ins Scheinwerferlicht einer Bühne, diesen Geheimort
Dieses Versteck. Sie schloss eine irre Welt auf
Der Trick ist, leer zu sein wie ein Krug
Geheime Zimmer im Urzustand, versteckter Stuck
Zum Schutz während des Kriegs, Tierkot, Kadaver
Sie spielen auf beiden Flügeln, in aller Zeit
Nach vor und zurück. Kann man aus sich heraustreten?
Hinein in den himmellosen Himmel, er liegt frei
Verena Stauffer, Kiki Beach. Gedichte, Reihe Lyrik Band 90, 72 Seiten, gestaltet von
Andreas Töpfer, ISBN 978-3-948336-27-1

