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Steffen Popp. Dickicht mit Reden und Augen. Gedichte

Steffen Popp. Dickicht mit Reden und Augen. Gedichte

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Pferde regieren, Genies.

DAS BUCH

Wenn wir schon heute – behaupte ich mal – grundsätzlich dazu imstande sind, alles Erdenkliche poetisch zu verhandeln, was ist in Zukunft, neben allen schon im Voraus gebuchten Unsäglichkeiten, noch vom Gedicht zu erwarten? Professor Gnu gibt sich optimistisch: "Fortschreitende Entkrampfung fördert das Absterben perspektivischer Verpeilung: Ticks, Tricks, Posen, nutzlose Priesterschaft, Gelehrtheit, Diskursgefuchtel, Jugend- und Altersweh, didaktischer Überbiss. Wo alles dekonstruiert ist (de-, re-, de-) und auch in Bezug auf das Dichterselbst wohltuend nichts mehr herumsteht, ist Hoffnung auf – nachdenkliches Starren Gnus in den von PVC-Bodenbelag, PVC-Möbeln und einer PVC-Zimmerpalme als Anhängsel der petrochemischen Industrie markierten Seminarraum – nun, wohl auf den Exodus aus dem Text, Erweckung des poetischen Impulses in allen Domänen."

‒ Steffen Popp, in: Helm aus Phlox, Merve 2011

Ausgezeichnet mit dem Peter-Huchel-Preis 2014
(http://peter-huchel-preis.de/preistraeger/2014-steffen-popp/)

 

STIMMEN ZU STEFFEN POPP

Steffen Popps Gedichtband Dickicht mit Reden und Augen schärft mit mutig gefügten und bildstarken Gedichten den Blick seiner Leser für die Brüche in der Welt. Die poetisch genauen und rhythmisch schwingenden Verse schlagen Wahrnehmungsschneisen ins Dickicht der Gegenwart und entfesseln die anarchische Kreativität eines verwilderten und gerade darum Klarheit schaffenden Denkens. Die Gedichte Steffen Popps sind in einem eminent poetischen Sinne politisch. Ihr emphatischer Gegenwartsbezug ergibt sich nicht allein aus thematischen Bezügen, sondern aus der immer wieder neu ansetzenden Reflexion auf die Möglichkeiten des Wortes und der dichterischen Rede.

‒ Jury zum Peter-Huchel-Preis

LESEPROBE

Dickicht mit Reden und Augen

Möglichkeit und Methode überschneiden sich
ein kühner Satz bricht sich im Wald, fortan er hinkt

kein Sprung ins Dickicht dringt, kein Huf hinaus
kein ausrangiertes Fahrrad betet hier um Ruh
kein altes Lama spuckt, kein junges auch

sie hängen in den Tag, in Baumschaukeln
kein Baum, genau besehen, keine Schaukel, nicht mal
ein sie, nur hängen, Tag

Reden, durch nichts gedeckt, doch lebhaft
Lebewesen fast in einem Dickicht
hängend, hinkend eine, darum nicht weniger wahr
nicht wahr, nicht weniger, nicht – ungerührt

schaukeln oder grasen zur Pflege der Landschaft
oder stehen nur in ihr, schauen herüber mit Augen.


für Elke Erb

 

Innen sind Dornen, Gedächtniskegel von Sternen.
Anders: Auf Meeren reit ich – und: Du brennst mit
schwarzen Flammen. Reite durch Raum und Zeit
zwei Züge, die sich nicht berühren. Unter Bäumen

sind Einfälle baumähnlich, schlechte Verstärker
gute Erschöpfer von Streit. Durch Nacht und Wind
usw., Bypass, Verzeichnis, Tree of Irgendwas –
du verwandelst das in Asche, Zauberin. Oxidation

aus der ein Vogel steigt in weißem Feuer, krass oder
Alle Werte normal, sagt mein Arzt. Das quere Kalb
im Moor ertrunken, taucht wieder auf. Nicht kapierte

Funktionen, die man versenkte, treffen leuchtend
trüb, uneinholbar den Blick. Du brennst dunkel, Herz
was kann dich löschen. Sorge, das Meer am Zügel.

 

Von Zinnen

Sage war alles, Packpferd (mit ihm durch Gebirge)
Futtersack (und Paris April). Hain, Gemüsehain des
geistig Verheerten. Hirschen. Enormes Er (Bottrop
Bingen). … schrieb Ihnen glühende Briefe, Madame.
Glühende Sachbearbeiterin – Schweifstern, Gau.

Semantisch nicht mal träumen. Rodete Strunk (heiße
Tränen). Liebe wollte Antike, Grube war Trumpf
– Gugelhupf, Unterschlupf, Grmpf. Brütendes Rind
das heißt ca. 60 Pelikane mit massiven Kehlsäcken.

Hufe (uralte Sentenz). Zeugen (vermutlich Splitt).
Schneid einem Sittich die Krallen, halt ihn ins Licht.


DER AUTOR

Steffen Popp, geboren 1978 in Greifswald, lebt in Berlin. Studium der Philosophie und Germanistik in Dresden, Leipzig und Berlin. Er veröffentlichte die Gedichtbände Wie Alpen, kookbooks 2004, Kolonie Zur Sonne, kookbooks 2008, Dickicht mit Reden und Augen, kookbooks 2013, und 118, kookbooks 2017, sowie den Roman Ohrenberg oder der Weg dorthin, kookbooks 2006, der für den Deutschen Buchpreis nominiert wurde. Übersetzer der US-amerikanischen Dichter Christian Hawkey, Ben Lerner und Elisabeth Bishop, Initiator und Mitherausgeber der kollaborativen Poetik Helm aus Phlox. Zur Theorie des schlechtesten Werkzeugs, Merve 2011, und Herausgeber von Joseph Beuys: Mysterien für alle, Suhrkamp 2015. Letzte Auszeichnungen u.a.: Peter Huchel-Preis 2014, Romstipendium der Villa Massimo 2015, Mondseeer Lyrikpreis 2015, Arbeitsstipendium des Berliner Senats 2019, Thomas-Kling-Poetikdozentur.

 

Steffen Popp, Dickicht mit Reden und Augen. Gedichte, Reihe Lyrik Band 29, 88 Seiten, Broschur mit Umschlag-Poster, gestaltet von Andreas Töpfer, ISBN 978-3-937445-54-0

Foto: Renate von Mangoldt

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