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Steffen Popp. 118. Gedichte

Steffen Popp. 118. Gedichte

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albseitig Schlaf fast, die Erde ist. Zersiedelt, weiter beheizt. Auch Saure-Gurken- ist Sternen-Zeit.


DAS BUCH

Im Jahr 2016 weist das Periodensystem der Elemente 118 benannte, nachgewiesene chemische Elemente aus, davon sind achtzig stabil, ein gutes Dutzend instabil, aber natürlich auf der Erde vorkommend, und alle übrigen Schöpfungen der Teilchenphysik, die sich mit deren Werkzeugen für – zunehmend kleinere – Bruchteile von Sekunden herstellen lassen. Dieser streng-schönen Ordnung ihrer materiellen Grundbausteine steht eine unüberschaubar-verworrene Vielfalt von Gegenständen und Lebewesen, Phänomenen und Prozessen gegenüber, an deren Bestimmung und Vermittlung sich Sprache abarbeitet, sie in ihren Vokabularen spiegelt und verwandelt. Ziel und Spiel dieses Buches ist es, eine „elementare“ Auswahl dieser Gegenstände poetisch zu fassen – von Salz bis Esprit, von Monster bis Flaum, von Parallelerde bis Kresse und Zeug. Ein solches Inventar ist unabschließbar und entsprechend Fragment, jeder Gegenstand verweist auf andere, die nicht aufgenommen wurden, und kann selbst im Gedicht nur von einigen Seiten angespielt werden, während weitere Zugänge eingefaltet im Hintergrund bleiben. Wandgroße Begriffsnetze, die während der Arbeit an 118 entstanden, rufen Bilder von Sternhimmeln auf; die Gedichte ihrerseits Bilder von Fenstern, die, aus unterschiedlichen Räumen erleuchtet und sie dem Blick öffnend, in nächtlichen Fassaden Lichtmuster bilden.
– Steffen Popp

Nominiert zum Preis der Leipziger Buchmesse 2017 


STIMMEN ZU STEFFEN POPP

Als würde ein gefrorener See in der ersten Frühlingssonne aufbrechen: Steffen Popp nutzt die Sprache, als bestünde sie aus chemischen Elementen, von denen es genau 118 gibt ... Popps beste Gedichte lösen beim Lesen exotherme Reaktionen aus: Eine Menge assoziativer Energie wird freigesetzt, die Lust macht aufs Wiederlesen und Weiterforschen.
‒ André Hatting, DLF Kultur

Es geht aufregend zu in Popps Gedichten. Der Fragehorizont, der sich beim genauen Lesen freisetzt, weist der Vorstellungskraft viele Wege. Das erzeugt einen regelrechten Sog, man möchte sich, von diesen Versen geführt, gerne immer weiter aufregend verirren. Mit Lust probiert sich hier die Sprache semantisch, rhythmisch, metrisch aus. Bedeutungen werden gesetzt und durchkreuzt (Bedeutung, eine Unterart von Gerümpel), das vermeintliche Sinnganze ist längst kein Ideal mehr, wo bei aller Lust am Umstülpen (den groben Handschuh berühren, nach innen drehen) und Zerlegen (Brandungsrauschen zerlegt / die Stimmen im magischen Strass alter Sprachen) zugleich ein genauer Umgang mit dem Material, sei es auch Gerümpel, vorherrscht ... Und oft geht es lustig zu in diesen Gedichten, die um ihre Leuchtkraft wissen, auch wenn sie im Zustand der Ruhe liegen: Das gewaltige Potenzial schläft. Das gewaltige Potenzial / und der gewaltige Widerstand, und dann wieder aufbrechen, um abenteuerlustig, kichernd, wispernd, singend, widerständig und voller leuchtender Energie das Dickicht der Sprache zu erkunden, dessen Zauber dadurch umso mächtiger wird.
Beate Tröger, Der Freitag

Seine Poesie hat ihre redegewandte, ebenso anmutige wie raffinierte Lebensform gefunden.
Christian Metz, FAZ


LESEPROBE

Abrupt, an einem Schmetterlingspunkt
endet die Schiene, Zerfall übernimmt
schließ die Augen: man sieht sich, innen
Stille, Geworfenheit, aufs Bett fusseln
Astern, lila, ihr Quieken ist eine Suite.
Unverzagt übst du Tritte, gießt unterm                                    Stur
Idiotenmond Küsse: Zuversicht polstert
Gegenwart, stehendes Jetzt, wir blinzeln
schlaftrunken in rüsselnde Blüten. Aber
okay, dies Niesen, schätz ich, ist Liebe.

Tritte | Küsse

 

Wuchern und Dunkel, zwei Schwestern                     Wucher
ein Puls. Alles wächst innen, unendlich
in einem unendlichen Pool. Aufs Ganze
gehen, das ganze Defizit – ein Erbgut
verformender Schub. Leichengeschmack                   Vorgeschmack, Blut-
deiner Prothesen im Denken, Unsummen
in Wüsten versenkt, die deine Technik
kaufen, die dich später bekämpft. Hydra
wägt träge das ein oder andere Haupt.
Deine SkinCare kostet mehr als ein Barrel.

Monster | Rendite


Doku Orkus Mutabor Zickzack Tamtam
ruckzuck so sick solo Zahn Niete Cash
Sixpack Proust super Krill sich Verpissen
Portwein Golden Retriever Schicksal Pi                                     π
Blumentopferde Plumeau Nepp Zinktank
-sarg Knecht Utrecht Lenin Disk oh ach
Dispo Flickflack Dekor Charisma Dings
-da -bums -tag Sepsis Fresse Lama Knust
Lemma Plumeau Lemma Plumeau Lama
Schallmauer Kronkorken holdrio: pling!

Mutabor


DER AUTOR

Steffen Popp, geboren 1978 in Greifswald, lebt in Berlin. Studium der Philosophie und Germanistik in Dresden, Leipzig und Berlin. Er veröffentlichte die Gedichtbände Wie Alpen, kookbooks 2004, Kolonie Zur Sonne, kookbooks 2008, Dickicht mit Reden und Augen, kookbooks 2013, und 118, kookbooks 2017, sowie den Roman Ohrenberg oder der Weg dorthin, kookbooks 2006, der für den Deutschen Buchpreis nominiert wurde. Übersetzer der US-amerikanischen Dichter Christian Hawkey, Ben Lerner und Elisabeth Bishop, Initiator und Mitherausgeber der kollaborativen Poetik Helm aus Phlox. Zur Theorie des schlechtesten Werkzeugs, Merve 2011, und Herausgeber von Joseph Beuys: Mysterien für alle, Suhrkamp 2015. Letzte Auszeichnungen u.a.: Peter Huchel-Preis 2014, Romstipendium der Villa Massimo 2015, Mondseeer Lyrikpreis 2015, Arbeitsstipendium des Berliner Senats 2019, Thomas-Kling-Poetikdozentur.


Steffen Popp, 118. Gedichte, Reihe Lyrik Band 52, 144 Seiten, Broschur mit Umschlag-Poster, gestaltet von Andreas Töpfer, ISBN 978-3-937445-84-7

Foto: Renate von Mangoldt

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