Georg Leß. die Nacht der Hungerputten. Gedichte
Georg Leß. die Nacht der Hungerputten. Gedichte
Normaler Preis
€16,00 EUR
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Verkaufspreis
€16,00 EUR
Grundpreis
pro
gegen das Innige fällt eine Handvoll Putten auf die Erde
DAS BUCH
Trotz aller Seltsamkeiten, die ich seit dem Umzug in die Großstadt beobachten konnte, bin ich nicht darauf gefasst gewesen, mit einer leibhaftigen Putte in Kontakt zu treten, einer von vielen, und ihre Gesänge zu notieren, ein Erfahrungsbericht über den Sturz auf unseren Planeten, die Jagd nach Wohnraum, Menschenfleisch und -form.
— Georg Leß
STIMMEN ZU GEORG LEß
Mit einem Bein steht dieser Dichter im „Kinderlied“, mit dem anderen in der Ästhetik des Schocks. Was Georg Leß, der mit Albtraumbildern und „Wirbeln“ arbeitende Dichter aus Berlin, in seinen Gedichten anbietet, das hat die Homogenität konventioneller poetischer Bildprogramme hinter sich gelassen.
— Michael Braun, Volltext
Diese Gedichte schlagen Haken. Die Anatomie der Sprache und der Kampf mit dem Korpus wechseln in Georg Leß’ Gedichtband mitunter die Seiten. Die Bildwelten sind so klar wie überraschend, und man staunt, wie fein durchkomponiert der Klang ist, was aus minimalen Bedeutungsverschiebungen entsteht. Geschöpft wird aus Traditionen von Georg Trakl bis zu Horrorfilmen wie Les Diaboliques. Es liegt oft ein feiner Humor in den Zeilen, und einige bleiben hängen wie ein Evergreen. Aber wieder ein Haken, denn „gerade Strecken sind uns nicht gegeben“.
— Nora Bossong, Lyrik-Empfehlungen 2020
LESEPROBE
gegen die Inneneinrichtung
mitten in Betten ohne Wärme, dass die Daunen stieben
speckige Meteoriten, vom Höchsten abgesprengt
das ganze Geschwader durchs Möbelhausdach !
Daunenwolken ringsumher, flaumig umwölkte Knochensplitter
der splitterigste ich, ein zerebral gespitztes Einzelstück
kurz seh ich das Problem, das Köpfchen des Problems
denn bin ich nicht auf einen Schlag verschieden ? höchstens
verschieden angeschlagen
dann ähnlich wildbewegt, kosmischer Hühnerstall
vom Himmel hoch, doch ohne Übersicht, da übersieht schon eine
einen Glastisch und enthauptet sich
halb tapst, halb kugelt sie bis zu den Einbauküchen
gründlich die Einigkeit abschütteln, den Hunger nie
von da an sind wir dreistellig, von da an sind sie
Spezies und Pinnwand
jenseits der Rundgänge jagen die großen Entfeuchter
versanden Gewebe, Gedanken daran
noch fasst Haut Haut, Knochen Knochen
vierhundertvierzehn in milchigen Beutel gekippt
bis du beleibt bist
oder sechshunderteinundzwanzig ? zähl einmal mit
zweimal, dreimal siehst du dir Three Studies for
Figures at the Base of a Crucifixion an, sonst hängt
ja nichts, erkennst eine Pinnwand, Male von Infrarot
und stehst du für Fleisch an, verlangt niemand: bitte
fein geschnitten
es heißt dort vorn: her mit dem ganzen Klumpen
Krönung des Klapperns, bis du an der Theke stehst
mit einem Bein in einem Kinderlied
spricht die Schlange: psst
DER AUTOR
Georg Leß, geboren 1981 in Arnsberg, lebt in Berlin. Er veröffentlichte die Gedichtbände Schlachtgewicht (parasitenpresse 2013), die Hohlhandmusikalität (kookbooks 2019) und
Lindwurmsichtungen und Berichtigungen (Corvinus Presse 2023). Ausgewählte Gedichte wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt, vertont und verfilmt sowie mit dem gwk-Förderpreis für Literatur und dem Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen für junge Künstlerinnen und Künstler ausgezeichnet.
Foto: Dirk Skiba
Georg Leß, die Nacht der Hungerputten. Gedichte, Reihe Lyrik Band 87, 32 Seiten, gestaltet und mit Illustrationen von Andreas Töpfer, ISBN 978-3-948336-24-0
DAS BUCH
Trotz aller Seltsamkeiten, die ich seit dem Umzug in die Großstadt beobachten konnte, bin ich nicht darauf gefasst gewesen, mit einer leibhaftigen Putte in Kontakt zu treten, einer von vielen, und ihre Gesänge zu notieren, ein Erfahrungsbericht über den Sturz auf unseren Planeten, die Jagd nach Wohnraum, Menschenfleisch und -form.
— Georg Leß
STIMMEN ZU GEORG LEß
Mit einem Bein steht dieser Dichter im „Kinderlied“, mit dem anderen in der Ästhetik des Schocks. Was Georg Leß, der mit Albtraumbildern und „Wirbeln“ arbeitende Dichter aus Berlin, in seinen Gedichten anbietet, das hat die Homogenität konventioneller poetischer Bildprogramme hinter sich gelassen.
— Michael Braun, Volltext
Diese Gedichte schlagen Haken. Die Anatomie der Sprache und der Kampf mit dem Korpus wechseln in Georg Leß’ Gedichtband mitunter die Seiten. Die Bildwelten sind so klar wie überraschend, und man staunt, wie fein durchkomponiert der Klang ist, was aus minimalen Bedeutungsverschiebungen entsteht. Geschöpft wird aus Traditionen von Georg Trakl bis zu Horrorfilmen wie Les Diaboliques. Es liegt oft ein feiner Humor in den Zeilen, und einige bleiben hängen wie ein Evergreen. Aber wieder ein Haken, denn „gerade Strecken sind uns nicht gegeben“.
— Nora Bossong, Lyrik-Empfehlungen 2020
LESEPROBE
gegen die Inneneinrichtung
mitten in Betten ohne Wärme, dass die Daunen stieben
speckige Meteoriten, vom Höchsten abgesprengt
das ganze Geschwader durchs Möbelhausdach !
Daunenwolken ringsumher, flaumig umwölkte Knochensplitter
der splitterigste ich, ein zerebral gespitztes Einzelstück
kurz seh ich das Problem, das Köpfchen des Problems
denn bin ich nicht auf einen Schlag verschieden ? höchstens
verschieden angeschlagen
dann ähnlich wildbewegt, kosmischer Hühnerstall
vom Himmel hoch, doch ohne Übersicht, da übersieht schon eine
einen Glastisch und enthauptet sich
halb tapst, halb kugelt sie bis zu den Einbauküchen
gründlich die Einigkeit abschütteln, den Hunger nie
von da an sind wir dreistellig, von da an sind sie
Spezies und Pinnwand
jenseits der Rundgänge jagen die großen Entfeuchter
versanden Gewebe, Gedanken daran
noch fasst Haut Haut, Knochen Knochen
vierhundertvierzehn in milchigen Beutel gekippt
bis du beleibt bist
oder sechshunderteinundzwanzig ? zähl einmal mit
zweimal, dreimal siehst du dir Three Studies for
Figures at the Base of a Crucifixion an, sonst hängt
ja nichts, erkennst eine Pinnwand, Male von Infrarot
und stehst du für Fleisch an, verlangt niemand: bitte
fein geschnitten
es heißt dort vorn: her mit dem ganzen Klumpen
Krönung des Klapperns, bis du an der Theke stehst
mit einem Bein in einem Kinderlied
spricht die Schlange: psst
DER AUTOR
Georg Leß, geboren 1981 in Arnsberg, lebt in Berlin. Er veröffentlichte die Gedichtbände Schlachtgewicht (parasitenpresse 2013), die Hohlhandmusikalität (kookbooks 2019) und
Lindwurmsichtungen und Berichtigungen (Corvinus Presse 2023). Ausgewählte Gedichte wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt, vertont und verfilmt sowie mit dem gwk-Förderpreis für Literatur und dem Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen für junge Künstlerinnen und Künstler ausgezeichnet.
Foto: Dirk Skiba
Georg Leß, die Nacht der Hungerputten. Gedichte, Reihe Lyrik Band 87, 32 Seiten, gestaltet und mit Illustrationen von Andreas Töpfer, ISBN 978-3-948336-24-0