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Farhad Showghi. Anlegestellen für Helligkeiten. Gedichte

Farhad Showghi. Anlegestellen für Helligkeiten. Gedichte

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Außerhalb der Stimme gibt es keinen Grenzfluss

DAS BUCH

In seinem siebten Gedichtband „Anlegestellen für Helligkeiten“ setzt Fahrhad Showghi seine phänomenologischen Erkundungen von Welt und Sprache fort und gibt ihnen eine neue Form. An die Stelle kompakter Prosagedichte sind hoch musikalisch gesetzte Erzählgedichte getreten, die zwischen Hamburg und Teheran berückende Panoramen aufspannen.

 

STIMMEN ZU FARHAD SHOWGHI

So sehr sich Farhad Showghis Gedichtband einem konventionellen Verständnis verschließt, so einfach ist die Wortwahl und so leicht, fast meditativ ist der Rhythmus seiner kleinen Einheiten. Man kann sie als Vermessung der Zeit, als Orientierung im Raum und Vergewisserung des sich auf diesen Achsen bewegenden Ich und seiner Körpergrenzen lesen. Doch die Suche selbst gerät in Fluss. Das Subjekt changiert zwischen Ich, Du, Man und Wir, das Tempus wechselt, Bestätigungen werden zu Verneinungen, Möglichkeits- und Wirklichkeitsform tauschen die Plätze. Statt das bewegte Leben stillzustellen, geben diese Texte eine fließende Antwort auf die Frage des ersten Gedichts, das aus einem Satz besteht: „Wie oft muss ich mich aufhalten, um einen Aufenthalt zu haben?“
‒ Dorothea Dieckmann, DLF Büchermarkt

Mit seinem phänomenologischen Anspruch steht Showghi einmalig innerhalb der deutschen Lyriklandschaft. Es sind meist … Prosameditationen, und selbst wenn sie sich auf bis zu drei Seiten in Versen entrollen, behalten sie diesen zögernden, zeitrafferartigen Gestus bei, der sich einer nicht schon bereitstehenden, sondern im Akt des mit allen Sinnen vergegenwärtigens erst herausschälenden Sprache verdankt. Gleichzeitig leuchten im Fluss der Meditation Momente einer Biographie, eines unwillkürlichen Erinnerns auf, hinter dem sich unvorhergesehene Räume auftun.
‒ Jan Volker Röhnert, FAZ

Vom Hinschmeißen reden, vom Leichtfüßigsein. Farhad Showghis unter dem Titel „Wolkenflug spielt Zerreißprobe“ versammelte Gedichte stoßen mit leisem Nachdruck vor in seelische Bezirke, die erst durch diesen Aufbruch in den Fokus der Aufmerksamkeit geraten. So entstehen entschiedene Modelle einer heutigen Wirklichkeit zwischen Orient und Okzident, die es ohne körperliche Wahrnehmung nicht gäbe. Es sind streng phänomenologische Gedichte, in denen Abstraktion und Konkretion zueinander in Beziehung, aber nicht in eins gesetzt werden; poetische Beobachtungen, die immer wieder am Anfang beginnen, um zu einem neuen Infinitiv zu gelangen – einer neuen Vorstellung von Landschaft zwischen den Himmelsrichtungen. Doch wo beginnt, was kein Ende hat? Den Kopf zurückwerfen, das Hinschmeißen verlängern. Bis eine schöne, vergebliche Geste steht.
‒ aus der Jury-Begründung zum Peter-Huchel-Preis

 

LESEPROBE

Fehler im Traum IV

Von einem ersten Eindruck reden.
Lupinen.
Geknickte
Stängel.
Ich verenge die Augen.
Für frisches
Licht.
Für mehr
Platz.
Für dünnere
Stängel.

Ich drücke gegen das Fensterglas.
Die Dächer halten mit einem Ruck,
vor verwischten, zittrigen Möbeln.
Die Finger ziehen Durchdringung vor.
Rasche Abtönung weißer Knöchelgruppen.
Zugunsten von Glanz, gelösten Gesten,
weit außerhalb von ihnen.

Wir stehen am Grenzfluss.
So gut wie mit jenen Füßen,
die wir soeben noch in den Händen wussten.
Die Sterne sind winzige Affen über Schulter und Haar,
wir stehen am Grenzfluss,
um die Wahrheit in Worte zu fassen,
und die Sterne klingen besser, wenn sie nieseln,
auf die Erbsenfelder hinter diesem Traum.

Ich schlafe ins Sprechen. Baue Nähe auf zum langen Satz.
Zum schnellen Satz.
Der Waldrand war eine Bodenlampe, die zu nah an Gras und Stuhl stand.
Jetzt trage ich den Waldrand drei Stockwerke hoch.
Überspringe Treppenstufen.

Ich sehe vor:
Mit Anlegestellen für Helligkeiten.
Mir geht es jetzt weniger
um Zufriedenheit
mit Platanenzweig
oder Treppensteigen.
Über der Zunge:
Gebremste Luft.
Und ein rötlicher Klecks,
der ins Auge sticht.

Vielleicht muss ich jetzt gar nicht suchen,
nur Helles statt Namen rufen.
(…)

 

DER AUTOR

Farhad Showghi, geboren 1961 in Prag, verbrachte Kindheit und Jugend in der BRD und in Iran. Nach seinem Studium der Humanmedizin in Erlangen lebt und arbeitet er seit 1989 als Psychiater, Psychotherapeut, Autor und Übersetzer in Hamburg. Er veröffentlichte unter anderem die Einzelbände Die Sekunde ist eine bewohnbare Provinz, Kulturamt Erlangen 1988, Die Walnußmaske, durch die ich mich träumend aß, Rospo 1998, Ende des Stadtplans, Urs Engeler Editor 2003, Die große Entfernung, Urs Engeler Editor 2008, In verbrachter Zeit, kookbooks 2014, und Wolkenflug spielt Zerreißprobe, kookbooks 2017, sowie als Übersetzer Ahmad Shamlu: Blaues Lied. Ausgewählte Gedichte. Persisch und Deutsch, Urs Engeler Editor 2002. Farhad Showghi erhielt unter anderem Kulturförderpreise für Literatur der Städte Erlangen und Hamburg, den 3-sat-Preis beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb, den N. C. Kaser-Lyrikpreis und den Peter-Huchel-Preis.

 

Farhad Showghi, Anlegestellen für Helligkeiten. Gedichte, Reihe Lyrik Band 77, 96 Seiten, Klappenbroschur, gestaltet von Andreas Töpfer, 19,90 €, ISBN 978-3-948336-13-4

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