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Georg Leß. die Nacht der Hungerputten. Gedichte

Georg Leß. die Nacht der Hungerputten. Gedichte

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gegen das Innige fällt eine Handvoll Putten auf die Erde

DAS BUCH

Trotz aller Seltsamkeiten, die ich seit dem Umzug in die Großstadt beobachten konnte, bin ich nicht darauf gefasst gewesen, mit einer leibhaftigen Putte in Kontakt zu treten, einer von vielen, und ihre Gesänge zu notieren, ein Erfahrungsbericht über den Sturz auf unseren Planeten, die Jagd nach Wohnraum, Menschenfleisch und -form.
— Georg Leß


STIMMEN ZU GEORG LEß

Mit einem Bein steht dieser Dichter im „Kinderlied“, mit dem anderen in der Ästhetik des Schocks. Was Georg Leß, der mit Albtraumbildern und „Wirbeln“ arbeitende Dichter aus Berlin, in seinen Gedichten anbietet, das hat die Homogenität konventioneller poetischer Bildprogramme hinter sich gelassen.
— Michael Braun, Volltext

Diese Gedichte schlagen Haken. Die Anatomie der Sprache und der Kampf mit dem Korpus wechseln in Georg Leß’ Gedichtband mitunter die Seiten. Die Bildwelten sind so klar wie überraschend, und man staunt, wie fein durchkomponiert der Klang ist, was aus minimalen Bedeutungsverschiebungen entsteht. Geschöpft wird aus Traditionen von Georg Trakl bis zu Horrorfilmen wie Les Diaboliques. Es liegt oft ein feiner Humor in den Zeilen, und einige bleiben hängen wie ein Evergreen. Aber wieder ein Haken, denn „gerade Strecken sind uns nicht gegeben“.
— Nora Bossong, Lyrik-Empfehlungen 2020


LESEPROBE

gegen die Inneneinrichtung

mitten in Betten ohne Wärme, dass die Daunen stieben
speckige Meteoriten, vom Höchsten abgesprengt
das ganze Geschwader durchs Möbelhausdach !
Daunenwolken ringsumher, flaumig umwölkte Knochensplitter

der splitterigste ich, ein zerebral gespitztes Einzelstück
kurz seh ich das Problem, das Köpfchen des Problems
denn bin ich nicht auf einen Schlag verschieden ? höchstens
verschieden angeschlagen

dann ähnlich wildbewegt, kosmischer Hühnerstall
vom Himmel hoch, doch ohne Übersicht, da übersieht schon eine
einen Glastisch und enthauptet sich
halb tapst, halb kugelt sie bis zu den Einbauküchen

gründlich die Einigkeit abschütteln, den Hunger nie
von da an sind wir dreistellig, von da an sind sie


Spezies und Pinnwand

jenseits der Rundgänge jagen die großen Entfeuchter
versanden Gewebe, Gedanken daran
noch fasst Haut Haut, Knochen Knochen
vierhundertvierzehn in milchigen Beutel gekippt
bis du beleibt bist
oder sechshunderteinundzwanzig ? zähl einmal mit
zweimal, dreimal siehst du dir Three Studies for
Figures at the Base of a Crucifixion an, sonst hängt
ja nichts, erkennst eine Pinnwand, Male von Infrarot

und stehst du für Fleisch an, verlangt niemand: bitte
fein geschnitten
es heißt dort vorn: her mit dem ganzen Klumpen

Krönung des Klapperns, bis du an der Theke stehst
mit einem Bein in einem Kinderlied
spricht die Schlange: psst


DER AUTOR

Georg Leß, geboren 1981 in Arnsberg, lebt in Berlin. Er veröffentlichte die Gedichtbände Schlachtgewicht (parasitenpresse 2013), die Hohlhandmusikalität (kookbooks 2019) und
Lindwurmsichtungen und Berichtigungen (Corvinus Presse 2023). Ausgewählte Gedichte wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt, vertont und verfilmt sowie mit dem gwk-Förderpreis für Literatur und dem Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen für junge Künstlerinnen und Künstler ausgezeichnet.

Foto: Dirk Skiba


Georg Leß, die Nacht der Hungerputten. Gedichte, Reihe Lyrik Band 87, 32 Seiten, gestaltet und mit Illustrationen von Andreas Töpfer, ISBN 978-3-948336-24-0
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